Der Zyklus deiner Stute gehört zum Pferdeleben dazu, das ist klar. Aber manchmal ist die Rosse mehr als nur ein paar Tage „Stutigkeit“. Hast du das Gefühl, deine Stute ist während dieser Zeit nicht nur zickig oder anhänglich, sondern leidet regelrecht? Fühlst du dich unsicher, wie du ihr Verhalten deuten sollst? Schmerzen während der Rosse sind keine Seltenheit, aber oft schwer zu erkennen und werden manchmal als normales „Stutengezicke“ abgetan. Doch echtes Unwohlsein oder sogar starke Schmerzen können dahinterstecken und beeinflussen nicht nur das Wohlbefinden deiner Stute, sondern auch euer Training und eure Beziehung. Es ist wichtig, die Anzeichen zu kennen, die Ursachen zu verstehen und zu wissen, wie du deiner Stute in dieser sensiblen Phase beistehen kannst. Dieser Beitrag hilft dir dabei, genau hinzuschauen, die Signale deiner Stute besser zu deuten und Möglichkeiten zur Unterstützung zu finden, damit ihr diese Tage gemeinsam besser meistert.
Auf einen Blick: Das Wichtigste zu Rosse-Schmerzen bei Stuten
Wenn deine Stute während der Rosse Verhaltensänderungen zeigt, die über normales „stutiges“ Benehmen hinausgehen, könnten Schmerzen die Ursache sein. Die Rosse selbst wird durch einen komplexen hormonellen Tanz ausgelöst, bei dem vor allem das Hormon Östrogen eine Schlüsselrolle spielt. Es lässt auf den Eierstöcken Eibläschen, sogenannte Follikel, heranreifen. Diese können sehr groß werden und durch den Druck und die Spannung auf dem Eierstock Schmerzen verursachen. Auch der Eisprung selbst, wenn der reife Follikel platzt, kann für die Stute unangenehm bis schmerzhaft sein. Hinzu kommen mögliche krampfartige Kontraktionen der Gebärmutter, ähnlich wie Menstruationsbeschwerden. Die Anzeichen sind vielfältig: Extreme Reizbarkeit, Berührungsempfindlichkeit vor allem an Bauch und Flanken, Probleme beim Reiten wie Klemmen oder Buckeln, bis hin zu leichten, kolikähnlichen Symptomen. Entscheidend ist, dass du deine Stute gut beobachtest und Veränderungen ernst nimmst. Nicht jede Laune ist Schmerz, aber deutliches Unwohlsein sollte dich hellhörig machen. Bei starken oder unklaren Symptomen ist eine tierärztliche Abklärung unerlässlich, um die Ursache zu finden und deiner Stute gezielt zu helfen.
Was genau passiert während der Rosse im Körper deiner Stute? Ein genauerer Blick
Um die möglichen Schmerzen deiner Stute während der Rosse wirklich zu verstehen, lohnt sich ein genauerer Blick auf die faszinierenden, aber manchmal eben auch belastenden Vorgänge in ihrem Körper. Der gesamte Zyklus, der sich im Durchschnitt alle 21 Tage wiederholt, ist ein Meisterwerk hormoneller Steuerung, das auf die Fortpflanzung ausgerichtet ist. Die Rosse, also die Phase der Paarungsbereitschaft, ist dabei nur ein Teil, der etwa fünf bis sieben Tage andauert – mit individuellen Schwankungen.
Alles beginnt, wie so oft, im Kopf: Das Gehirn deiner Stute schüttet Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) aus. Dieses Signal erreicht die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), die daraufhin zwei wichtige Botenstoffe ins Blut abgibt: das Follikel-stimulierende Hormon (FSH) und das Luteinisierende Hormon (LH). FSH macht seinem Namen alle Ehre: Es reist zu den Eierstöcken und regt dort das Wachstum mehrerer kleiner, mit Flüssigkeit gefüllter Bläschen an – der Follikel. Stell dir die Eierstöcke deiner Stute, die ungefähr die Größe und Form von Walnüssen haben, als Startrampen für diese Follikel vor.
Während diese Follikel unter dem Einfluss von FSH wachsen, beginnen sie selbst, ein anderes, sehr wirkmächtiges Hormon zu produzieren: Östrogen. Je größer die Follikel werden, desto mehr Östrogen gelangt ins Blut. Dieses Östrogen ist der Hauptverantwortliche für das, was wir als Rosse wahrnehmen. Es macht die Stute empfänglich für den Hengst, lässt sie typische Verhaltensweisen wie das „Blitzen“ (rhythmisches Öffnen und Schließen der Schamlippen), das Schweifheben und das häufige Absetzen kleiner Urinmengen zeigen. Östrogen wirkt aber auch im Inneren: Es bereitet die Gebärmutterschleimhaut auf eine mögliche Einnistung vor und sorgt dafür, dass der Muttermund sich entspannt und öffnet.
Im Laufe der Rosse setzt sich meist ein Follikel gegen die anderen durch und wird zum dominanten Follikel. Dieser kann eine beachtliche Größe erreichen, oft zwischen 4 und 6 Zentimetern im Durchmesser, manchmal sogar mehr! Dieses enorme Wachstum auf der begrenzten Oberfläche des Eierstocks führt zu einer erheblichen Spannung auf der Eierstockkapsel und dem umliegenden Gewebe. Diese Dehnung und der Druck sind eine der Hauptquellen für Unbehagen oder sogar deutliche Schmerzen, die deine Stute spüren könnte. Es ist ein rein mechanischer Schmerz durch die Größenzunahme.
Wenn der dominante Follikel seine maximale Größe erreicht hat und quasi sprungbereit ist, kommt das zweite Hormon aus der Hirnanhangsdrüse ins Spiel: Das LH erlebt einen massiven Anstieg im Blut (der sogenannte LH-Peak). Dieser LH-Anstieg ist das entscheidende Signal für den Eisprung, die Ovulation. Innerhalb von etwa 24 bis 48 Stunden nach dem LH-Peak platzt der reife Follikel auf und entlässt die Eizelle. Diese wird vom Eileitertrichter aufgefangen und beginnt ihre Reise Richtung Gebärmutter.
Der Moment des Eisprungs selbst kann eine weitere Schmerzquelle sein. Das Aufplatzen des Follikels ist ein kleiner Riss in der Eierstockoberfläche. Dabei tritt nicht nur die Eizelle aus, sondern auch Follikelflüssigkeit und eine kleine Menge Blut in die Bauchhöhle. Diese Flüssigkeiten können das empfindliche Bauchfell (Peritoneum), das die Bauchhöhle auskleidet, reizen und eine lokale Entzündungsreaktion hervorrufen, die als Schmerz wahrgenommen wird. Manche Stuten zeigen gerade zum Ende der Rosse, um den Zeitpunkt des Eisprungs herum, die deutlichsten Anzeichen von Unwohlsein.
Nach dem Eisprung verändert sich die hormonelle Landschaft wieder. An der Stelle, wo der Follikel geplatzt ist, entwickelt sich unter dem Einfluss von LH eine neue Struktur: der Gelbkörper (Corpus Luteum). Dieser beginnt nun, das Hormon Progesteron zu produzieren. Progesteron ist quasi der Gegenspieler des Östrogens. Es unterdrückt die äußeren Rosseanzeichen, sorgt für den festen Verschluss des Muttermundes und bereitet die Gebärmutter auf die Einnistung einer befruchteten Eizelle vor – es ist das „Trächtigkeitsschutzhormon“. Bleibt eine Befruchtung aus, sendet die Gebärmutter nach etwa 14 Tagen ein Signal (Prostaglandin F2alpha), das den Gelbkörper abbaut. Der Progesteronspiegel sinkt rapide, die Hemmung auf die GnRH-Produktion im Gehirn fällt weg, und der Zyklus beginnt mit der nächsten FSH-Ausschüttung von Neuem.
Neben den Vorgängen an den Eierstöcken können auch die Muskeln der Gebärmutter selbst zu Beschwerden beitragen. Unter dem Einfluss der Hormone, insbesondere von Prostaglandinen, die auch beim Abbau des Gelbkörpers eine Rolle spielen, kann es zu Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur kommen. Diese können als krampfartig empfunden werden und zum allgemeinen Unwohlsein beitragen.
Anzeichen erkennen: Wie zeigt deine Stute Schmerzen oder Unwohlsein während der Rosse?
Die Anzeichen dafür, dass deine Stute während der Rosse nicht nur „launisch“, sondern tatsächlich von Schmerzen oder starkem Unwohlsein geplagt ist, können vielfältig sein. Sie reichen von subtilen Verhaltensänderungen, die nur ein aufmerksamer Beobachter bemerkt, bis hin zu offensichtlichen Schmerzäußerungen. Jede Stute ist ein Individuum mit einer eigenen Persönlichkeit und Schmerztoleranz. Deshalb ist es unerlässlich, dass du das Normalverhalten deiner Stute – sowohl während als auch außerhalb der Rosse – gut kennst. Nur so kannst du Abweichungen sicher erkennen und richtig deuten.
Achte auf folgende Signale, die darauf hindeuten können, dass deine Stute mehr als nur „rossig“ ist:
- Verstärkte Reizbarkeit und Aggressivität: Natürlich sind viele Stuten während der Rosse etwas empfindlicher oder fordernder. Wenn deine Stute aber regelrecht giftig wird, permanent die Ohren anlegt, nach dir oder anderen Pferden schnappt oder sogar tritt, obwohl sie sonst umgänglich ist, geht das über normales Rosseverhalten hinaus. Sie könnte versuchen, dir mitzuteilen, dass ihr etwas wehtut oder sie sich extrem unwohl fühlt.
- Extreme Berührungsempfindlichkeit (Hyperästhesie): Eine gewisse Empfindlichkeit im Flanken-, Lenden- oder Bauchbereich ist während der Rosse nicht ungewöhnlich. Wenn deine Stute aber bei der leichtesten Berührung in diesen Zonen heftig reagiert – mit Schweifschlagen, Ausweichen, Anlegen der Ohren, Zucken der Hautmuskeln, Treten oder gar Beißen beim Putzen, Satteln oder Gurten – ist das ein starkes Indiz für Schmerzen. Der Druck des Sattels oder des Reiterbeins kann dann unerträglich werden.
- Deutliches Abwehrverhalten beim Reiten: Viele Stuten zeigen unter dem Sattel, dass etwas nicht stimmt. Achte auf plötzliche oder während der Rosse verstärkt auftretende Widersetzlichkeiten: Sie klemmt und geht nicht vorwärts, drückt den Rücken weg, bockt oder steigt (insbesondere beim Angaloppieren oder in Wendungen), schlägt heftig mit dem Schweif, wehrt sich gegen Biegung und Stellung (oft auf einer Seite stärker, je nachdem, welcher Eierstock aktiver ist), oder reagiert panisch auf den Schenkel. Diese Reaktionen sind oft ein direkter Ausdruck von Schmerzen im Bereich der Eierstöcke oder durch Krämpfe.
- Kolikähnliche Symptome: In ausgeprägten Fällen können die Schmerzen so stark sein, dass sie einer leichten Kolik ähneln. Die Stute wirkt dann unruhig, scharrt mit den Hufen, tritt vielleicht leicht unter den Bauch, legt sich auffällig oft hin, wälzt sich (manchmal eher vorsichtig oder nur halbherzig im Vergleich zu einer echten Kolik), zeigt Flehmen (Hochziehen der Oberlippe) oder schaut immer wieder zu ihrem Bauch. Hier ist besondere Vorsicht geboten! Es ist essenziell, solche Symptome ernst zu nehmen und immer einen Tierarzt hinzuzuziehen, um eine gefährliche Verdauungskolik oder andere ernsthafte Erkrankungen auszuschließen. Der Tierarzt kann oft durch eine Untersuchung feststellen, ob die Symptome von den Eierstöcken herrühren.
- Leistungsminderung und allgemeine Mattheit: Manchmal sind die Anzeichen weniger dramatisch, aber dennoch bedeutsam. Deine Stute ist vielleicht einfach „nicht sie selbst“. Sie wirkt müde, lustlos, unkonzentriert, ist schwerer zu motivieren und bringt im Training nicht die gewohnte Leistung und Ausdauer. Auch dies kann ein Ausdruck von unterschwelligem Schmerz oder Unwohlsein sein.
- Verändertes Fress- oder Trinkverhalten: Einige Stuten zeigen während der schmerzhaften Phase einen verminderten Appetit, fressen mäkelig oder langsamer als sonst. Auch das Trinkverhalten kann verändert sein.
- Angespanntes oder schmerzhaftes Urinieren: Das typische häufige Absetzen kleiner Urinmengen („Rossen“) ist normal. Wenn deine Stute dabei aber einen verkrampften Eindruck macht, den Rücken aufwölbt, stöhnt oder andere Anzeichen von Schmerzen zeigt, sollte dies ebenfalls deine Aufmerksamkeit erregen.
Es ist eine Gratwanderung: Nicht jedes Anlegen der Ohren oder jedes Schweifschlagen bedeutet gleich Schmerz. Du kennst deine Stute am besten. Wenn du jedoch eine deutliche Veränderung ihres Verhaltens bemerkst, die Symptome sehr ausgeprägt sind, sie unter dem Sattel gefährlich wird oder kolikähnliche Anzeichen zeigt, zögere nicht, genauer hinzuschauen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Tagebuch, in dem du den Zyklus und die beobachteten Symptome festhältst, kann dir und deinem Tierarzt helfen, Muster zu erkennen und die Situation besser einzuschätzen.
Ursachen für Rosse-Schmerzen: Warum leidet deine Stute?
Die Frage, warum die eine Stute problemlos durch die Rosse kommt, während die andere leidet, ist nicht immer einfach zu beantworten. Die Schmerzen oder das starke Unwohlsein sind jedoch meist eine direkte Folge der komplexen physiologischen Vorgänge, die wir bereits betrachtet haben. Die Hauptgründe liegen im Bereich der Eierstöcke und der damit verbundenen hormonellen Achterbahnfahrt:
Der wohl häufigste Grund ist die mechanische Spannung durch das Follikelwachstum. Stell dir den Eierstock als relativ festes Organ vor. Wenn nun ein oder manchmal sogar mehrere Follikel darauf auf eine Größe von 4, 5 oder 6 Zentimetern heranwachsen, üben sie einen erheblichen Druck auf die Eierstockkapsel und das umliegende Gewebe aus. Diese Kapsel ist mit Nervenfasern durchzogen, die auf Dehnung reagieren. Diese Dehnung und der Druck werden als Schmerzsignal an das Gehirn weitergeleitet. Je größer der Follikel oder je mehr große Follikel gleichzeitig heranreifen, desto stärker kann dieser Spannungsschmerz sein. Es ist vergleichbar mit dem Gefühl, das eine schmerzhafte Zyste verursachen kann.
Ein weiterer kritischer Moment ist der Eisprung (Ovulation) selbst. Das Aufplatzen des reifen Follikels ist ein kleiner, aber signifikanter Eingriff in die Integrität des Eierstocks. Dabei kommt es unweigerlich zu einer minimalen Blutung und zum Austritt von Follikelflüssigkeit in die unmittelbare Umgebung des Eierstocks, also in die Bauchhöhle. Das Bauchfell (Peritoneum), das die Bauchhöhle auskleidet und auch die Organe überzieht, ist sehr empfindlich gegenüber solchen Reizen. Die Flüssigkeit und das Blut können eine lokale Reizung oder eine leichte Entzündungsreaktion des Bauchfells auslösen. Dies wird oft als dumpfer oder auch stechender Schmerz im Unterbauch wahrgenommen. Daher zeigen viele Stuten die deutlichsten Schmerzsymptome genau um den Zeitpunkt des Eisprungs herum, meist gegen Ende der sichtbaren Rosse.
Die Hormone spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Der hohe Östrogenspiegel während der Rosse beeinflusst nicht nur das Verhalten, sondern kann auch die allgemeine Schmerzwahrnehmung verändern und die Empfindlichkeit von Geweben erhöhen. Zudem kann Östrogen, zusammen mit anderen Botenstoffen wie Prostaglandinen (die unter anderem bei Entzündungsreaktionen und Muskelkontraktionen eine Rolle spielen), die glatte Muskulatur der Gebärmutter beeinflussen. Es kann zu verstärkten oder unkoordinierten Kontraktionen kommen, die als Krämpfe wahrgenommen werden, ähnlich den Menstruationsbeschwerden bei Frauen. Obwohl Stuten keine Menstruation im menschlichen Sinne haben, können solche Gebärmutterkrämpfe dennoch auftreten und zu Schmerzen beitragen.
Nicht zu vergessen ist die individuelle Empfindlichkeit. Genau wie bei uns Menschen gibt es auch bei Pferden eine große Bandbreite in der Schmerztoleranz und -wahrnehmung. Was für die eine Stute nur ein leichtes Ziepen ist, kann für eine andere bereits deutliche Schmerzen bedeuten. Genetische Faktoren, aber auch frühere Erfahrungen oder der allgemeine Gesundheitszustand können hier eine Rolle spielen.
In selteneren Fällen können die Rosse-assoziierten Schmerzen auch durch zugrundeliegende pathologische Veränderungen verstärkt oder sogar verursacht werden. Dazu gehören beispielsweise:
- Anormale Follikel oder Zysten: Manchmal entwickeln sich Follikel nicht normal, werden übermäßig groß (persistierende Follikel) oder bilden sich nach dem Eisprung nicht korrekt zurück, was zu Zysten führen kann. Diese können chronische Schmerzen verursachen.
- Eierstocktumore: Obwohl selten, können Tumore an den Eierstöcken auftreten. Sogenannte Granulosazelltumore produzieren oft Hormone (Östrogen oder Testosteron), die den Zyklus massiv stören und zu Dauerrosse oder aggressivem Verhalten führen können. Sie können auch durch ihre Größe Schmerzen verursachen.
- Entzündungen: Entzündungen der Eierstöcke (Oophoritis) oder der Eileiter (Salpingitis) sind selten, können aber ebenfalls zu Schmerzen im Zyklusverlauf führen.
Diese krankhaften Ursachen sind zwar nicht die Regel für typische Rossebeschwerden, müssen aber durch eine gründliche tierärztliche Untersuchung ausgeschlossen werden, wenn die Symptome sehr stark, untypisch, anhaltend oder außerhalb der erwarteten Rosse auftreten.
Unterstützung und Management: Was kannst du für deine Stute tun?
Wenn du festgestellt hast, dass deine Stute wahrscheinlich unter Schmerzen oder starkem Unwohlsein während der Rosse leidet, möchtest du ihr natürlich helfen. Es gibt glücklicherweise verschiedene Ansätze, von einfachen Anpassungen im Alltag bis hin zu tierärztlichen Behandlungen. Der wichtigste Grundsatz lautet: Beginne mit den sanftesten Methoden und ziehe immer einen Tierarzt hinzu, bevor du Medikamente oder spezielle Ergänzungsmittel gibst, und insbesondere, wenn die Symptome stark sind oder du dir unsicher bist. Eine genaue Diagnose ist entscheidend, um die richtige Hilfe leisten zu können und auszuschließen, dass doch etwas Ernsteres dahintersteckt.
1. Anpassungen im Management und Training – Oft der erste und wichtigste Schritt:
Manchmal liegt die Lösung nicht in einer Pille, sondern in mehr Verständnis und angepassten Anforderungen. Geduld und Einfühlungsvermögen sind jetzt besonders wichtig. Akzeptiere, dass deine Stute sich möglicherweise wirklich unwohl fühlt und nicht einfach nur „bockig“ ist. Reduziere den Leistungsdruck an den kritischen Tagen. Wenn sie offensichtlich Schmerzen hat, sehr empfindlich ist oder sich stark wehrt, ist es kontraproduktiv und unfair, sie zu Höchstleistungen zwingen zu wollen.
Stattdessen kann angepasste Bewegung oft helfen. Leichte Arbeit, wie ein entspannter Spaziergang an der Hand, ein gemütlicher Ausritt im Schritt oder lockere Arbeit an der Longe ohne enge Wendungen oder hohe Versammlungsanforderungen, kann die Durchblutung fördern und helfen, Krämpfe zu lösen. Vermeide hingegen anstrengende Lektionen, die viel Biegung, Seitengänge oder Druck im Bauchbereich erfordern, da dies die Schmerzen verstärken kann. Höre auf die Signale deiner Stute – sie zeigt dir meist deutlich, was geht und was nicht.
Versuche außerdem, zusätzlichen Stress zu minimieren. Hektik im Stall, häufige Herdenwechsel, Transporte oder ungewohnte Situationen können das Unwohlsein verstärken. Sorge für eine möglichst ruhige, vertraute Umgebung und stabile Routinen. Eine harmonische Herde, in der sich deine Stute sicher fühlt, ist ebenfalls von Vorteil.
Sei besonders vorsichtig bei Berührungen, wenn du weißt, dass sie empfindlich reagiert. Putze sanft, kündige Berührungen an und achte auf ihre Reaktionen beim Satteln und Gurten. Ein zu fest angezogener Gurt kann bei Bauchschmerzen zur Qual werden.
2. Unterstützung durch Fütterung – Gezielt und mit Bedacht:
Bestimmte Nährstoffe und Kräuter können potenziell unterstützend wirken, sollten aber niemals eine tierärztliche Diagnose ersetzen und mit Bedacht eingesetzt werden.
- Magnesium: Dieses Mineral ist essenziell für die Muskelfunktion und Nervenleitung. Es hat eine bekannte muskelentspannende Wirkung und kann daher helfen, krampfartige Beschwerden zu lindern. Eine Ergänzung kann sinnvoll sein, die Dosierung sollte aber auf den Bedarf deiner Stute abgestimmt sein (Überdosierung vermeiden!). Sprich dies am besten mit deinem Tierarzt oder einem spezialisierten Futterberater ab.
- Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus): Dieses Kraut wird traditionell zur Regulierung des weiblichen Zyklus und zur Linderung von PMS-Symptomen eingesetzt. Man nimmt an, dass es auf den Hormonhaushalt wirken kann, möglicherweise durch Beeinflussung der Prolaktin- und Dopaminspiegel. Bei Stuten wird es oft mit dem Ziel versucht, übermäßige Rosseanzeichen und Reizbarkeit zu dämpfen. Die wissenschaftliche Beweislage für Pferde ist jedoch begrenzt, und die Wirkung ist sehr individuell. Wichtig: Mönchspfeffer sollte nicht bei tragenden Stuten eingesetzt werden und die Anwendung und Dosierung sollte mit einem Experten besprochen werden.
- Andere Kräuter und Ergänzungen: Es gibt eine Vielzahl von Kräutermischungen und Ergänzungsfuttermitteln auf dem Markt, die speziell für rossige Stuten beworben werden. Sie enthalten oft Kräuter wie Kamille, Melisse, Passionsblume (beruhigend), Schafgarbe, Frauenmantel (traditionell bei Frauenleiden) oder Teufelskralle (entzündungshemmend, Vorsicht bei Magenempfindlichkeit!). Ihre Wirksamkeit ist oft nicht durch Studien belegt, basiert aber auf Erfahrungswerten. Wenn du solche Produkte ausprobieren möchtest, wähle seriöse Hersteller und beginne mit kleinen Mengen. Beachte mögliche Wechselwirkungen und Dopingrelevanz im Turniersport. Im Zweifel gilt: Erst den Tierarzt fragen!
3. Tierärztliche Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten:
Wenn Management-Anpassungen und sanfte Unterstützung nicht ausreichen oder die Symptome stark sind, ist der Tierarzt dein wichtigster Partner.
- Gynäkologische Untersuchung: Dies ist die Basis jeder Abklärung. Der Tierarzt wird deine Stute wahrscheinlich rektal untersuchen (Palpation). Dabei kann er die Größe und Beschaffenheit der Gebärmutter und der Eierstöcke ertasten. Noch genauere Informationen liefert der Ultraschall. Damit kann der Tierarzt die Follikelgröße exakt messen, den Zustand der Gebärmutterschleimhaut beurteilen, den nahenden Eisprung erkennen und krankhafte Veränderungen wie Zysten, Hämatome (Blutergüsse nach dem Eisprung) oder Tumore sichtbar machen. Manchmal ist auch eine Hormonanalyse im Blut sinnvoll.
- Schmerzmittel: Bei akuten, starken Schmerzen, insbesondere bei kolikähnlichen Symptomen, wird der Tierarzt deiner Stute wahrscheinlich ein Schmerzmittel und einen Entzündungshemmer aus der Gruppe der NSAIDs (Nicht-steroidale Antiphlogistika) spritzen, wie z.B. Flunixin-Meglumin oder Metamizol. Für eine kurzfristige Weiterbehandlung können auch Medikamente zum Eingeben (z.B. Phenylbutazon oder Meloxicam) verschrieben werden. Diese Medikamente bekämpfen die Symptome (Schmerz, Entzündung, Krämpfe), beheben aber nicht die Ursache und sollten wegen möglicher Nebenwirkungen (Magenprobleme!) nur gezielt und unter tierärztlicher Kontrolle eingesetzt werden – sie sind keine Dauerlösung für wiederkehrende Rosse-Schmerzen.
- Hormonelle Regulation (Rosseunterdrückung): Die effektivste Methode, um starke Rosse-Symptome und damit verbundene Schmerzen zu verhindern, ist die Unterdrückung des Zyklus durch Hormone. Standard ist hier die tägliche orale Gabe des synthetischen Progesteron-ähnlichen Wirkstoffs Altrenogest (bekanntestes Präparat: Regumate®). Dieses Hormon signalisiert dem Körper eine Trächtigkeit, verhindert so die Freisetzung von GnRH und damit die Follikelreifung und den Eisprung. Die Rosse bleibt aus. Dies ist eine sehr zuverlässige Methode, erfordert aber eine konsequente tägliche Gabe und ist verschreibungspflichtig. Es gibt auch langwirksame Injektionen oder Implantate, die den Zyklus für mehrere Monate unterdrücken können, aber auch diese haben spezifische Vor- und Nachteile und müssen vom Tierarzt angewendet werden. Eine weitere Möglichkeit ist das Setzen einer Glaskugel oder Plastikkugel in die Gebärmutter, was dem Körper ebenfalls eine Trächtigkeit vortäuschen und den Zyklus unterbrechen kann – die Erfolgsrate ist jedoch variabel.
- Chirurgische Optionen: Als letzte Möglichkeit, bei chronischen, anderweitig nicht behandelbaren Schmerzen oder bei krankhaften Befunden wie Tumoren, kommt die operative Entfernung der Eierstöcke (Ovariektomie) in Frage. Dies ist ein größerer Eingriff, der meist laparoskopisch (minimalinvasiv) durchgeführt wird, aber dennoch Risiken birgt und die Stute dauerhaft unfruchtbar macht. Diese Option wird nur nach sorgfältiger Abwägung und bei klarem medizinischem Grund empfohlen.
Letztendlich geht es darum, den besten Weg für deine individuelle Stute zu finden. Eine Kombination aus verständnisvollem Management, gezielter Unterstützung und, falls nötig, tierärztlicher Intervention kann dazu beitragen, dass die Rosse für deine Stute weniger belastend wird und ihr gemeinsam wieder mehr unbeschwerte Tage genießen könnt.
Haftungsausschluss: Unser Ziel ist es, Dir sorgfältig recherchierte und präzise Informationen zur Verfügung zu stellen. Wir kombinieren dabei unsere eigenen Erfahrungen mit einer umfassenden Analyse von Herstellerangaben, Kundenrezensionen sowie Bewertungen anderer Websites. Unsere Artikel und Ratgeber werden nicht nur mit menschlicher Sorgfalt erstellt, sondern auch mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) verfeinert, um die Qualität und Aussagekraft unserer Inhalte weiter zu erhöhen. Sowohl bei der Erstellung von Texten, als auch von Bildern.
Trotz dieser sorgfältigen Arbeitsweise können wir keine Gewähr für die Vollständigkeit, Richtigkeit oder Aktualität der bereitgestellten Informationen übernehmen. Entscheidungen und Handlungen, die auf Basis der hier vorgestellten Informationen getroffen werden, solltest Du zusätzlich durch professionellen Rat absichern lassen. Das kann jene ausgebildete Fachkraft auf dem jeweiligen Gebiet sein, etwa ein Therapeut, Tierarzt oder Dein Hausarzt sein. Für eine tiefergehende Einsicht in unseren redaktionellen Prozess, empfehlen wir Dir, unsere Unterseite: "Wie arbeiten wir? Unser Prozess von der Auswahl bis zum Testbericht" zu besuchen.
Bitte beachte, dass die Informationen aus diesem Beitrag veraltet sein oder Fehler enthalten können, da sich Standards und Forschungsergebnisse stetig weiterentwickeln.
Wir möchten darauf hinweisen, dass wir keine Heilversprechen abgeben. Unsere Tipps und Empfehlungen geben lediglich die Informationen wieder, die bestimmten Produkten, Pflanzen oder Methoden nachgesagt werden. Zudem weisen wir darauf hin, dass angegebene Rabattcodes werblichen Charakter haben.